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Der Beschluss über den Doppelhaushalt 2023/2024 steht am 30. September 2022 bevor (Finanzausschuss). Davon ist auch die Förderung der Offenen Jazz Haus Schule betroffen. Lesen Sie hier einen Bericht zum Stand der Dinge.

Dozierende vor prekären Verhältnissen schützen

Beim Beschluss zum Haushalt 2020/2021 wurden erstmals die Honorare für die Dozierenden der Offenen Jazzhaus Schule und der Rheinischen Musikschule auf Initiative des damaligen Bündnisses im Rat angehoben. Damit wurde für etwa 200 Dozierende der Jazzhausschule ein erster Schritt zur Entschärfung der prekären Vergütungsverhältnisse freiberuflich tätiger Dozent*innen unternommen. Doch die aktuell steigenden Lebenshaltungskosten verschärfen nun die Lage – und dies nach zwei Jahren Corona-Pandemie, die für freiberufliche Musiker*innen eine bis dahin nicht gekannte wirtschaftliche Herausforderung darstellte.

„Eine aktuelle Honoraranhebung ab 2023 wäre bitter notwendig. Das haben wir den haushaltstragenden Fraktionen kürzlich dargelegt, verbunden mit der Bitte, dies im Doppelhaushalt zu berücksichtigen“, sagt Joscha Oetz, Leiter der Offenen Jazz Haus Schule.

Um die inflationsbedingten Verluste bei den Honoraren für die Dozierenden ausgleichen zu können, müsste die Offene Jazz Haus Schule ansonsten die Teilnahmeentgelte deutlich erhöhen. Aber davor schrecken die Verantwortlichen noch zurück. „Wir wollen die gestiegenen Kosten möglichst nicht eins zu eins an unsere Teilnehmer*innen weitergeben“, so Joscha Oetz, „denn es ist uns sehr wichtig, allen Menschen, unabhängig von ihren sozioökonomischen Voraussetzungen, die Teilnahme an den Angeboten der Offenen Jazz Haus Schule zu ermöglichen.“

Das Leitungsteam der Offenen Jazz Haus Schule hat den Verantwortlichen der Stadtratsfraktionen die soziale Notwendigkeit dargelegt, um den vielen Kölner Künstler*innen, die für die Jazzhausschule tätig sind, eine nachhaltige, verlässliche und angemessene Honorierung ihrer wertvollen Arbeit bieten zu können. Joscha Oetz: „Wir hoffen sehr, dass unsere Gesprächspartner*innen unsere schwierige Situation erkennen und uns bei der Bewältigung helfen werden.“

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Positive Signale

In Hinsicht auf den Doppelhaushalt gibt es durchaus auch Grund zur Freude, denn der im Jahr 2019 vom Rat getroffene Haushaltsbeschluss, in den Folgejahren die Offene Jazz Haus Schule auch als Musikschule zu fördern, wurde nun im aktuellen Haushaltsplanentwurf fortgeschrieben. „Damit hat der Rat für die Musikstadt Köln ein nachhaltiges Zeichen gesetzt“, so Joscha Oetz.

Im Bereich Musikschulen nimmt Köln mit seiner Angebotsvielfalt somit eine Sonderstellung ein, da es neben der städtischen Musikschule eine weitere Institution gibt, die auf dem Gebiet der musikalisch-kulturellen Bildung wichtige Aufgaben für die Kölner Bürger*innen aller sozialen Schichten erfüllt.

Erweiterung des JeKits-Programms

Ein weiterer Punkt, mit dem sich die Offene Jazz Haus Schule an den Rat wandte, betrifft die vom Land NRW beschlossene Erweiterung des JeKits-Programms von zwei auf vier Jahre Programmdauer. Dieses Programm finanziert sich durch Landesmittel, durch Elternbeiträge und durch eine Förderung der Stadt Köln. Letztere muss entsprechend der Statuten des Programms die Kosten für Organisation und Verwaltung von JeKits als kommunaler Eigenanteil übernehmen. „Da die Erweiterung des Programms unser Büroteam an Kapazitätsgrenzen bringt, hoffen wir auf eine Mittelerhöhung, um JeKits auch weiterhin an elf Kölner Grundschulen umsetzen zu können“, so Joscha Oetz.

Sorgenfalten bereiten dem Leitungsteam der Offenen Jazz Haus Schule auch die vorgesehenen Kürzungen bei Trägern der Kinder- und Jugendarbeit im aktuellen Haushaltsplanentwurf. Betroffen sind dabei unter anderem die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen, somit auch die Offene Jazz Haus Schule. Durch diese Förderung wurden in den Einrichtungen Stellen geschaffen, um Drittmittelakquise zu betreiben und damit weitere niederschwellige Kulturangebote für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Stadtteilen zu ermöglichen. Fällt diese Förderung weg, bedeutet dies in Konsequenz auch den Rückgang der kulturpädagogischen Angebote für Kinder und Jugendliche in Köln. Etwas zuversichtlich stimmt die Verantwortlichen der Offenen Jazz Haus Schule, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einer Presseerklärung vom 12.9.2022 ihre Unterstützung zugesichert hat, eine Rücknahme der Kürzungen herbeizuführen. Auch hierüber wird im Finanzausschuss am 30. September 2022 entschieden.

Bildung muss Priorität haben

„Natürlich sind wir uns darüber bewusst, dass sich die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine auch auf den städtischen Haushalt auswirken“, erklärt Joscha Oetz. „Dennoch sollte die Förderung der Offenen Jazz Haus Schule ausgebaut werden – nicht zuletzt, weil unser Auftrag genau dem entspricht, was Henriette Reker in ihrer Haushaltsrede als zentrale Ziele benannt hat.“

Die Oberbürgermeisterin hatte einerseits das Thema Bildung zur obersten Priorität erklärt, andererseits den Kulturschaffenden Verlässlichkeit nach der Pandemie zugesichert: Auf uns ist Verlass! Und: Wir haben in der Pandemie den Stellenwert der Kultur für unsere Gesellschaft klar erkannt“, so die Oberbürgermeisterin in ihrer Haushaltsrede. Die Verantwortlichen der Offenen Jazz Haus Schule hoffen darum mit Blick auf die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen, auf die wirtschaftliche Lage der Dozent*innen, meist freiberufliche Kölner Künstler*innen, und auf alle Bürger*innen Kölns, die von den musikalisch-kulturellen Bildungsangeboten der Offenen Jazz Haus Schule profitieren, auf Unterstützung seitens der Politik.

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